𝟚 Maria Vesperbild

Im November 2014 hatte ich das Gefühl, ich sollte zur Lorettokapelle bei Wolfegg fahren und mit dem Messner, der dort alleine lebt, reden.
Dieser empfahl mir, nach Maria Vesperbild zu fahren, wollte mir aber nichts Näheres sagen.
Ich rief dort an und es ergab sich, dass ich im Kloster zur Hl. Clara oberhalb der Wallfahrtskirche ein Zimmer bekam.
Der Priester, mit dem ich zu Mittag aß, sagte mir, dass man hier überall sehr streng mit der Eucharistie sei und ich als Nichtkatholik keine Chance hätte, die Hostie zu bekommen.
Ich war traurig und ging die hundert Meter abwärts durch den Wald Richtung Wallfahrtskirche.
Unterwegs traf ich auf die winzige, halboffene Fatima- oder Engelskapelle. Der fast lebensgroße Engel, vor dem die drei Kinder aus Fatima knieten, hielt die Hostie und den Kelch in den Händen. Er schaute mit geheimnisvollem, wissendem Lächeln die Hostie an.
Mich durchfuhr es wie ein Strom und ich bat:„Ich möchte auch die Hostie haben.” 


Dann ging ich zur Wallfahrtskirche hinab, um zu beten. Es war Mittag und außer mir keiner da. Alle waren beim Essen. So kniete ich ganz vorne in der allerersten Reihe nieder.
Nach einiger Zeit ging plötzlich die Türe der Sakristei auf und ein ganz vornehm gekleideter Würdenträger der Kirche kam heraus, ging zum Altar, legte dort seine kleine, schwarze Kappe ab und begann, die Messe alleine in lateinischem Ritus zu zelebrieren, mit wunderschöner Kraft und edlen, heiligen Gesten. Ich verharrte kniend während der ganzen Zeit unweit des Lettners.
Dann drehte sich der Priester herum, kam die Stufen zu mir herab mit der Hostie und schaute mich einladend an. Ich stand auf, ging die paar Schritte hoch und kniete nieder. Ich traute meinen Augen kaum, als er mir die Hostie gab.


Beim Abendessen im Kloster erfuhr ich, dass es ein hoher Prälat von Rom gewesen war, der mir die Hostie gegeben hatte und der über die Reinerhaltung der Dogmen wachte. Ausgerechnet er und ausgerechnet mir, die ich evangelisch und ausgetreten war und nicht katholisch, bot er die Hostie an.


Gott hält sich eben nicht an Dogmen. Der Heilige Geist weht, wo ER will, und gibt die Hostie, wem ER will.

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2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wie sollte der Prälat Imkamp wissen, dass er die Kommunion einer evangelischen Frau spendet, die aus ihrer Kirche ausgetreten ist?

Johannes G. Klinkmüller hat gesagt…

So kann auch Nicht-Wissen Wunder bewirken . . .