𝟟 Auf Zimmersuche

Ich suchte ein Zimmer als Studentin und war zu spät dran. 
Alle Zimmer waren schon vergeben. Es war aussichtslos. 
Alles hatte ich schon versucht. 
Zwei Wochen konnte ich in einem ungeheizten Zimmer vorübergehend schlafen, dann musste ich auch dort ausziehen. 

 Die zwei Wochen waren um. 

Es schneite. Ich fror und öffnete die Balkontüre, weil mir das Schneetreiben draußen wärmer schien als das eisige Zimmer.


Ich betete, ging verzweifelt auf die verschneite Straße hinaus und lief aufs Geratewohl vor mich hin, als plötzlich eine Stimme in meinem Herzen sagte:

„Geh rechts und läute dort.”

Eine freundliche Frau öffnete und sagte, als sie nach einem Studentenzimmer gefragt wurde, dass eben zwei Zimmer frei geworden seien, da ihr Sohn ausgezogen sei. Ich könne wählen, welches Zimmer ich wolle. 


Ich wählte das kleinere Zimmer mit Kanonenofen und einem alten Kastanienbaum vor dem Fenster, urgemütlich, und wusch mir aus Versehen vor lauter Freude die Haare mit Zahncreme. Dann hängte ich Bilder von Tagore an die Wand, streckte mich auf dem Sofa aus und las in einem Tagorebüchlein über die selbstlose Liebe.

Mehr Glück passte in mein Herz nicht mehr hinein.

.
.

Keine Kommentare: